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Windows NT
Windows NT (New Technology) ist ein Server-basiertes Multitasking-Betriebssystem,
also mit Netzwerkunterstützung. Da auch Windows 95 oder IBMs OS/2 den Netzbetrieb unterstützen, ist die Zielgruppe recht indifferent. Unbestreitbarer Vorteil ist jedoch, daß es portable konzipiert ist und so auf verschiedenen Prozessoren implementierbar ist (Intel, Mips, DEC Alpha, etc.), was außer Unix bei keinem anderen der vorgestellten BS der Fall ist. Applikationen können somit Quelltextkompatibel erstellt werden. Interessant ist bei NT derzeit nur die Server-Anwendung. NT-3.x-Arbeitsstationen können etwa genausoviel wie Windows-95-Rechner. Die über das "normale" Windows hinausgehenden Eingenschaften sind:
- preemptive multitasking
- Aufteilung von Programmen in threads
- für Mehrprozessorsysteme geeignet
- virtuelle Speicherverwaltung (je Prozeß bis zu 4 GByte)
- Benutzerverwaltung, Zugriffsrechte, Autentifizierung
- Unterstützung großer Platten (bis 17'000'000 GByte)
- Unterstützung verschiedener Dateisysteme
(FAT von DOS, HPFS von OS/2, NTFS von NT)
- Dateisystem NTFS (NT File System)
- Zugriffsrechte
- Fehlertoleranz (Wiederherstellung nach Systemabsturz)
- Links, transaktionsourientierte Zugriffe
- lange Dateinamen, Unterscheidung Groß-/Kleinschreibung
- dynamisch ladbare Gerätetreiber
- Netzwerkunterstützung (auch für Novell, TCP/IP, OS/2)
Das System zeigt sich gut strukturiert. Die Basis wird von drei Schichten gebildet:
- Hardware Abstraction Layer (HAL)
- Kern
- NT-Executive (Systemdienste)
Darauf setzen Subsysteme auf, die verschiedene Betriebssystem-Emulationen bereitstellen.
Für DOS, OS/2 oder WIndows-Anwendungen wir jeweils ein eigenes, abgeschottetes
32-Bit-Subsystem angelegt. Fehlerhafte Programme oder Verletzung von Zugriffsrechten
beeinflußt die Arbeit des Servers nicht. Alle Netzzugriffe werden vom "Advanced
Server" behandelt, einer übergeordneten Verwaltungsinstanz.
Konfigurationsdaten werden nicht in einzelnen Dateien, sondern in einer einzigen
Konfigurationsdatenbank gespeichert. Das System und die Treiber greifen auf diese
Datenbank zurück. Beim Bootvorgang überprüft das System die Funktion
aller Komponenten.
Der Nachfolger Windows NT 4.x ist das leistungsstarke 32-bit-Betriebssystem
von Microsoft. Es ist speziell optimiert für den Netzwerkbetrieb in Verbindung mit dem
Client-Server-Konzept.
Microsoft vertreibt Windows NT in zwei Versionen, den Windows NT Server
und die Windows NT Workstation. Beide Versionen werden auf getrennten CD-ROMs
ausgeliefert. Die Windows-NT-Server-CD-ROM ist für den Aufbau eines kompletten
NT-Netzwerk-Servers bestimmt, die Windows NT-Workstation-CD-ROM kann dazu
genutzt werden, Arbeitsplatz-PCs mit dem Windows-NT-Workstationsystem
auszustatten. Windows NT 4.0 stellt sich in der Oberfläche von Windows 95 dar,
hat jedoch einen völlig anderen inneren Aufbau.
In Windows NT 4.0 ist der Microsoft Internet Explorer (Web-Browser) und bei
Windows NT Server auch der Internet Information Server (IIS, Web-Server) integriert.
Der Internet Information Server bietet die Errichtung eines eigenen
Web-Servers mit den Diensten WWW, Gopher und FTP. Dieser Dienst integriert
sich nahtlos in die BackOffice-Strategie von Microsoft.
Windows NT 4.0 enthält einen DNS-Server (Domain Name Service)
der in der alten Windows NT 3.51 Version oft vermisst wurde.
Mit dem Remote Programm Load (RPL) ist es möglich, diskless Workstations
(ohne Festplatte) unter Windows95 vom Windows NT-Server zu booten.
Datenbankanbindungen über ODBC können über Internet Server realisiert
werden. Wichtige Highlights von Windows NT 4.0 sind neben dem kostenlosen
Internet Explorer und dem Exchange Client die Unterstützung einer grossen
Anzahl neuer Treiber, höhere Grafikleistung durch die Verlagerung von Teilen
des GDI in den Kernel, Einrichtung von Hardware Profiles und einer DirectX
Schnittstelle um Spiele auf Windows NT lauffähig zu machen.
Windows NT unterstützt sowohl preemptives Multitasking und Multithreading
wie auch Multiprocessing (Verteilen von Programmteilen auf mehrere CPUs).
Es ist skalierbar auf bis zu 32 CPUs (Windows NT Workstation kann max. 2 CPUs
ansprechen, für Windows NT Server gibt es je nach Prozessoranzahl
unterschiedliche Lizenzen). Pro System werden 4 GByte RAM unterstützt, jeder
Anwendung kann bis zu 2 GByte virtueller Arbeitsspeicher zugewiesen werden.
Datenspeicher werden vom System bis zu 402 Mio. Terabyte untersützt.
Microsoft gibt als Systemvoraussetzung mind. eine 486 CPU, 16 MByte RAM und
eine 500 MByte Festplatte an. Es hat sich jedoch gezeigt, dass ein Arbeiten
mit akzeptabler Performance erst ab einer Pentium 100 CPU, 64 MByte RAM und
einer 1 GByte Platte möglich ist. Windows NT unterstützt die
Prozessorplattformen Intel x86/Pentium, und DIGITAL Alpha AXP/21x64.
Die Software für beide Plattformen ist auf der CD enthalten und dort in
verschiedenen Verzeichnissen untergebracht. Windows NT kann Anwendungen, die
für IBMs Presentation Manager (bis Version 1.3) sowie POSIX 1003.1
geschrieben wurden, ausführen.
Am weitesten verbreitet ist Windows NT auf der Intel-Architektur. Windows NT
auf Alpha-Architektur wird meist dann eingesetzt, wenn man auf sehr hohe
CPU- oder I/O-Leistung Wert legt. Die Alpha-Version wird jedoch nicht mehr
weiterentwickelt.
Im Lieferumfang ist die Unterstützung der Protokolle TCP/IP, NetBEUI, IPX/SPX,
DLC und AppleTalk enthalten.
Windows NT enthält Telnet und FTP-Clients sowie in der Server-Version einen
FTP-Server Dienst. Das Dynamic Host Configuration Protocol (DHCP) ermöglicht
die dynamische Einrichtung und Verwaltung von TCP/IP Adressen. Windows Internet
Naming Service (WINS) ordnet den TCP/IP Adressen Namen zu. Für den
Administrator und Benutzer wird es dadurch leichter in einem TCP/IP Netzwerk
zu arbeiten.
Es ist ebenfalls leicht möglich Windows NT in ein NetWare Netzwerk
zu integrieren. Der Client Service für NetWare (CSNW) ermöglicht den
Zugriff auf die Datei- und Druck-Services eines NetWare 3.x Servers.
Der Gateway Service für NetWare (GSNW) bietet Arbeitsstationen im Windows NT
Server-Netzwerk den Zugriff auf NetWare Server. Weiterhin werden
Migrationstools angeboten, welche die Benutzerinformationen und Verzeichnisse
übernehmen. Es ist somit möglich, mit einem Windows NT Server die komplette
Benutzerverwaltung von NetWare zu übernehmen oder zu steuern.
Windows NT unterstützt Fernzugriffe mit den Protokollen NetBEUI, IPX/SPX
und TCP/IP; dies kann über ISDN, X25 oder analoge Telefonleitungen
realisiert werden. Als Client erlaubt Windows NT Unix über PPP/SLIP, NetWare,
LanRovers, Windows 3.x, Windows95 sowie LAN Manager. Über diesen Remote Access
Service (RAS) sind bis zu 256 gleichzeitige Verbindungen erlaubt.
Mit RaRAS (Routing and Remote Access Service) bietet Microsoft einen Software-basierten
Multiprotokollrouter für Windows NT Server 4.0.
RaRAS unterstützt Routing von TCP/IP und IPX. Als Routing-Protokolle werden RIP
und OSPF unterstützt, sowie statisches Routing. Bei der Authentisierung über
PAP/CHAP greift RaRAS auf die Windows NT Domain-User-Authentisierung zurück.
Unterstützt werden zudem RADIUS-Clients. Zentraler Bestandteil von RaRAS ist
der Routing Table Manager. Hier werden die Routing-Tabellen verwaltet. Für
Konfiguration und Management steht eine grafische Oberfläche zur Verfügung.
Windows NT ist zwar ein Multitasking-, aber im Gegensatz zu Unix kein
Multiuser-Betriebssystem. Dieses Defizites hatte sich der amerikanische
Softwarehersteller Citrix Systems angenommen. Bereits 1992
schlossen Citrix und Microsoft ein Abkommen über eine strategische
Partnerschaft zur Entwicklung des Multiuser NT WinFrame. WinFrame ist die
Grundlage für "Application Publishing", einem neuen Weg für moderne
Client/Server-Architekturen im PC Umfeld. Die Grundidee von Application
Publishing ist nicht neu. Das Prinzip erinnert in weiten Teilen an Unix
basierende Netze mit X-Window Terminals.
Bei Application Publishing laufen die Anwendungen nicht auf dem einzelnen
Arbeitsplatz-PC, sondern auf dem Server. Der
Arbeitsplatzrechner bekommt nur die Fensterdarstellung über das Netz
zugespielt, braucht also weder installierte Anwendungen noch hohe
Rechenleistung oder Speicherausbau.
Microsoft Windows 2000, bisher unter der Bezeichnung Windows NT 5.0
bekannt, wird um etliche neue Eigenschaften und Funktionen
erweitert. Dazu gehören die Bereiche Administrierbarkeit, Skalierbarkeit und
Erweiterbarkeit sowie Storage und Hardware Management.
Microsoft wird Windows 2000 wie NT in drei Versionen anbieten:
Windows 2000 Professional entspricht der Windows NT Workstation,
Windows 2000 Server dem NT Server und die NT Enterprise Edition wird
als Windows 2000 Advanced Server weitergeführt.
Microsoft Windows 2000 implementiert Active Directory
als zentrale Plattform, die den Zugriff und Management auf Netzwerk- und
Systemressourcen vereinfacht. Weitere Features sind ein zentralisiertes
Konfigurationsmanagement und die konfigurierbare und erweiterbare Microsoft
Management Console (MMC).
Windows 2000 unterstützt max. 4 GByte physischen Speicher, bei 64-bit CPUs
(Digital Alpha, Intel Merced) können 32 GByte adressiert werden. Mit dem Microsoft
Cluster Server können zwei Server im Verbund arbeiten. Dabei überwachen sich die
Geräte gegenseitig um bei einem Ausfall eines Servers ohne Unterbrechung den Betrieb
aufrecht zu halten. Während dem normalen Betrieb können die Server die
Arbeitslast untereinander aufteilen, um eine höhere Produktivität zu erreichen.
Das Dateisystem NTFS implementiert nun auch eine Quotierung, mit der
den Benutzern der maximal zur Verfügung stehende Plattenplatz festgelegt werden
kann. Die NTFS-Erweiterung EFS (Encryption File System) ermöglicht die
Verschlüsselung sensibler Daten auf Datei- oder Directoryebene.
Wegen der Exportbeschränkungen für Kryptoverfahren handelt es sich aber
um sogenannte "schwache Verschlüsselung".
Plug-and-Play hält nun auch bei Windows 2000 Einzug. Dies ermöglicht dann auch
den problemlosen Betrieb von PC-Cards in mobilen Rechnern. Zusätzlich soll durch
Erweiterung des Windows Driver Models (WDM) erreicht werden, dass in Windows 98 und
Windows 2000 identische Treibersoftware zum Einsatz kommen kann.
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