|
GPRSInternet mit dem PC über das Telefonnetz der Telekom ist nichts Neues mehr. Mit dem Laptop von unterwegs ins Internet zu kommen geht heutzutage auch, aber langsam. Heute schon können Sie mit Ihrem Laptop und einem GSM-Handy mit einer Geschwindigkeit von 9,6 Kbit/s im Internet "surfen". Die Kosten für die Verbindung berechnet der GSM-Netzbetreiber entsprechend seinen Tarifen, so daß hier für längere Online-Sessions ein enormer Betrag am Monatsende auf der Rechnung stehen kann. GPRS steht für "General Packet Radio Services" und hat die paketvermittelte Datenübertragung über die GSM-Luftschnittstelle zum Inhalt. GPRS unterstützt beinahe alle Datenübertragungsprotokolle, inklusive X.25 und IP. Damit kann der Benutzer mit jeder Datenquelle, wie z. B. dem Internet oder dem Intranet seines Unternehmens, verbunden sein. Der Benutzer zahlt bei GPRS das übertragene Datenvolumen und kann mit der Datenquelle ständig verbunden sein! E-Mails erreichen somit sofort seinen Empfänger und nicht erst nach Einwahl und Abfrage des Kontos beim ISP. Weiterhin sind bei GPRS höhere Datenübertragungsraten als bei "normalem" GSM möglich. Bei einem GSM-Telefonat wird die Sprache in digitaler Form in Zeitschlitzen im System des Netzbetreibers übertragen. Hierbei teilen sich bis zu 7 Teilnehmer eine Sende-/Empfangsfrequenz. Ein weiterer Zeitschlitz wird zusätzlich für die Signallisierung benötigt. Die Wiederholrate dieser Zeitschlitze ist so hoch, das wir beim Telefonieren gar nicht merken, das die Sprache nicht kontinuierlich übertragen wird. Bei einer herkömmlichen Datenübertragung über das Handy wird also eine Leitung permanent für die Dauer der Verbindung aufrecht erhalten. Dies ist auch dann der Fall, wenn auf seiten des Anwenders gar keine Daten übertragen werden sollen, da er mit der Aufnahme von Informationen beschäftigt
ist. Das ist für beide Seiten nachteilig: Der Netzbetreiber kann sein Netz
nicht effizient ausnutzen, der Anwender muß ein teures Verbindungsentgelt
bezahlen, obwohl er effektiv seine Verbindung nur einige wenige Minuten genutzt
hat. Anders die Datenübertragung in lokalen Netzwerken (LAN) oder dem Internet.
Diese Medien sind paketorientiert, das heißt die zu übertragenen Daten
werden in kleine Pakete unterteilt und auf die Reise geschickt. Ist die Übertragung
abgeschlossen, steht das Netz wieder für andere Anfragen zur Verfügung.
Netzwerkkapazität wird also nur dann in Anspruch genommen, wenn sie benötigt
wird, ist aber sofort wieder freigegeben, wenn keine Daten mehr übertragen
werden müssen. GPRS basiert genau auf dieser paketvermittelten Technologie.
Bei paketvermittelten Diensten kann generell zwischen verbindungsorientierten
und verbindungslosen Diensten unterschieden werden. Bei verbindungslosen Diensten
(Datagrammdiensten) wird in jedem Paket die vollständige Adresse des Empfängers
und Absenders abgelegt und unabhängig von den anderen Paketen durch das Netz
geschleust. Pakete zwischen zwei Kommunikationspartnern im Netz gehen möglicherweise
unterschiedliche Wege und können sich sogar überholen. Bei verbindungsorientierten
Diensten ist der Übertragungsweg für die Dauer der logischen Verbindung
fest vorgegeben. Verbindungsorientierung hat den Nachteil, daß für den
Auf- und Abbau einer logischen Verbindung ein gewisser Verwaltungsaufwand entsteht
und die Verbindung Ressourcen in den Vermittlungsstellen belegt. Sie bietet allerdings
den Vorteil, daß die Reihenfolge der übertragenen Pakete gesichert ist
und dem Anwender die Möglichkeit geboten wird, die Dienstqualität (quality
of service, QOS) beim Verbindungsaufbau zu bestimmen.
Die zur Verfügung stehende Übertragungskapazität wird bei GPRS von
allen Teilnehmern in einer Funkzelle geteilt, d. h. ein Teilnehmer belegt die
Funkstrecke nur, wenn wirklich Pakete übertragen werden. Es existieren Protokolle,
die den fairen Zugriff auf die Funkstrecke gewährleisten. Desweiteren unterstützt
GPRS den Übergang in öffentliche Paketnetze. Durch die Paketvermittlung
kann einiger Overhead vermieden werden, wie er bei Leitungsvermittlung entsteht.So
ergibt sich eine höhere Nettobitrate pro Zeitschlitz von 14 Kbit/s. Bei der
maximalen Nutzung von acht Zeitschlitzen ergibt sich somit eine maximal erreichbare
Nettobitrate von 110 Kbit/s. In GSM-Phase 2+ ist für GPRS eine Datenübertragungsrate bis knapp unter 100 Kbit/s vorgesehen.
GPRS unterstützt die Übertragung von Daten zwischen einem Sender und einem
oder mehreren Empfängern. Sender bzw. Empfänger können mobile Geräte
oder einfache Datenendeinrichtungen sein. Die Datenendeinrichtung ist entweder
direkt an das GPRS-Netz oder an externe Datennetze angeschlossen, während
mobile Geräte über die Basisstation an das GPRS-Netz angeschlossen sind.
Die Realisierung von GPRS erfordert größere Änderungen in der Netzarchitektur
von GSM, um die von GPRS unterstützte Paketvermittlung zu ermöglichen.
Die wichtigste Änderung ergibt sich aus der Einführung der GPRS Support
Nodes (GSN), die die Paketvermittlung übernehmen und als Gateway zu den Paketnetzen
dienen. Die GSN sinf auch für das Mobilitätsmanagement (Roaming) der Teilnehmer
verantwortlich. Hieraus ergeben sich die zwei Hauptfunktionen des GSN: die Gateway-
und die Roamingfunktion. Für die Erfüllung dieser Funktionen sind zwei
unterschiedliche Subsysteme vorgesehen. Die Gatewayfunktion wird vom Gateway GPRS
Support Node (GGSN) wahrgenommen, während der Serving GPRS Support Node (SGSN)
für das Roaming zuständig ist. Durch die Zuordnung einer temporären,
dynamischen Adresse zur Mobilstation wird es dem SGSN möglich, beim Roaming
eine Identifizierung der Mobilstation vorzunehmen. Aus der Sicht des Teilnehmers
erfolgt die Adressierung wie gewohnt über seine IP-Adresse.
Um das reibungslose Nebeneinander von durchschaltevermittelten Kanälen (GSM)
und paketvermittelten Kanälen im selben Netz gewährleisten zu können,
muß auf der Luftschnittstelle eine dynamische Ressourcenverwaltung vorgenommen
werden. Hierbei wird den durchgeschalteten Kanälen eine höhere Priorität
zugeordnet, indem in der Aufbauphase einer GSM-Verbindung der betroffene Kanal
für GPRS-Pakete gesperrt wird. Innerhalb eines Trägers können die
verfügbaren Zeitschlitze nebeneinander von GSM und GPRS genutzt werden. Zu
einem bestimmten Zeitpunkt kann so ein Teil der Zeitschlitze durch GSM genutzt
werden, während ein anderer Teil der Zeitschlitze von GPRS-Diensten belegt
ist.
Bei den von GPRS unterstützten Diensten wird unterschieden zwischen
Point-to-Point-Diensten (PTP) und Point-to-Multipoint-Diensten (PTM):
- PTP-Dienste unterstützen die Übertragung eines oder mehrerer Pakete zwischen
zwei Benutzern. Die Übertragung kann verbindungslos oder verbindungsorientiert
erfolgen. Die verbindungslosen GPRS-Dienste (PTP-CLNS, connection-less network
service) sind konsistent zu ISO 8348 (connection-less network layer definition).
GPRS unterstützt laut Standard alle Applikationen, die auf dem Internet-Protokoll
(IP) der TCP/IP-Protokollfamilie basieren. Verbindungsorientierte GPRS-Dienste
(PTP-CONS, connection-oriented network service) stellen eine logische Beziehung
zwischen zwei Benutzern her (virtuelle Verbindung), über die die Datenübertragung
erfolgt, und sind konsistent zu ISO 8348.
- PTM-Dienste unterstützen die Übertragung von einem Absender zu einer Empfängergruppe,
die sich zu einem bestimmten Zeitpunkt in einem vorgegebenen geographischen Gebiet
befinden. Jeder GPRS-Teilnehmer hat die Möglichkeit, sich für eine oder
mehrere Teilnehmergruppen registrieren zu lassen. Diese Gruppen sind entweder
Dienstanbietern oder Applikationen zugeordnet. Es gibt zweierlei PTM-Dienste:
- PTM-Multicast (PTM-M): Die Daten werden in alle vom Absender angegebenen Gebiete
übertragen, entweder an alle Empfänger in diesen Gebieten oder nur an
die angegebenen Teilnehmergruppen.
- PTM-Group Call (PTM-G): Die Daten werden nur an eine spezielle Teilnehmergruppe
gesendet, und zwar nur in denjenigen Zellen eines geographischen Gebietes, in
denen sich Teilnehmer der Gruppe befinden. Dies bedeutet, daß dem Netz, anders
als bei PTM-M, alle Teilnehmer der Gruppe, die sich zum Sendezeitpunkt innerhalb
des Gebietes befinden, bekannt sein müssen. Das geographische Gebiet wird
bei PTM-G vom Absender des Gruppenrufs für alle Datenübertragungen, die
sich auf diesen Ruf beziehen, festgelegt.
Ericsson informiert auf seinen Seiten über den GPRS Standard www.ericsson.com.
Einige nützliche Infos sind auch bei Nokia erhältlich www.nokia.com. Wer
sich über das Wireless Application Protocol (WAP) informieren möchte,
sollte vorbeischauen bei: www.wapforum.org.
|
|
|