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GSM-DatenübertragungDas digitale Netz (GSM) für Mobiltelefone bietet eigentlich ideale Voraussetzungen für die Datenübertragung, denn die gesamte Kommunikation findet auf rein digitaler Ebene statt. Aufgrund des GSM-Netz-Protokolls ist jedoch direkte DFÜ nicht möglich, da bei der Sprachübertragung nicht nur Datenreduzierungsalgorithmen verwendet werden (Filterung hoher Frequenzen, die für die Sprachverständlichkeit nicht nötig sind, Kompression im Dynamikbereich, etc.), sondern die Informationsübertragung im Multiplexbetrieb stattfindet, ist der Anschluß eines "normalen" Modems an ein Mobil-Telefon nicht möglich. Inzwischen gibt es eine zweite Betriebsart, bei der ein Datenkanal bereitgestellt wird. Dazu sind nicht nur Erweiterungen im Mobil-Telefon, spezielle Modems, sondern auch in den Vermittlungseinrichtungen notwendig geworden. Beim D1-Netz (Telekom) ist derzeit eine Übertragungrate von 2400 BPS möglich, bei D2 (Mannesmann) werden sogar 9600 BPS geboten. Abgehende Verbindungen vom Mobiltelefonen sind problemlos möglich, beim Anruf wird jedoch derzeit der Datenkanal nicht automatisch aktiviert. Abhilfe schaffen bei D1 zwei unterschiedliche Telefonnummern für Sprach- und Datenkanal, die zum selben Mobiltelefon gehören. Eine zweite Lösungen bieten spezielle GSM-Modems, die mit einem speziellen Modulationsverfahren die Eigenheiten des Sprachsignals nachahmen und auch die im Netz auftretenden Zeitverzögerungen berücksichtigen. Durch dieses Verfahren sind aber nur Datenraten bis 1000 BPS zu erreichen. Das TKL-GSM-Modem kann Daten wahlweise über den Sprachkanal (1000 BPS) oder den Datenkanal (9600 BPS) übertragen. Für die Übertragung auf der Luftschnittstelle benötigt man Kanäle, um die Verbindung herstellen zu können. Dazu unterscheidet man in logische und physische Kanäle. Die logischen Kanäle werden aufgeteilt in Verkehrskanäle und in Signalisierungskanäle. Die Verkehrskanäle dienen der Übertragung von Nutzdaten, wie z.B. Sprache in leitungs- oder paketvermittelter Form. Die
Signalisierungskanäle dienen der Übertragung von Daten, die für die
Zuweisung von Kanälen oder der Lokalisierung der Mobilstation benötigt
werden. Diese logischen Kanälen werden von den physikalischen übertragen.
Für den GSM-Betrieb sind zwei Frequenzbänder mit 45 MHz Bandabstand reserviert.
Der Frequenzbereich zwischen 935 und 960 MHz wird von den Feststationen (downlink)
benutzt, der zwischen 890 MHz und 915 MHz dient als Sendebereich der Mobilstation
(uplink). Insgesamt ist ein Trägerabstand von 200 kHz definiert und ein Grenzabstand
von 100 kHz jeweils an den Grenzen des Frequenzbereiches, so das insgesamt 124
Kanäle zur Verfügung stehen. Diese Kanäle werden bei der TDMA-Technik
durch ein Zeitmultiduplexverfahren in 8 Timeslots (Zeitschlitze) aufgeteilt, von
jeweils 0,577 ms Länge. Die 8 Timeslots dieses Kanals werden zu einem TDMA-Rahmen
zusammengefaßt. Die Timeslots werden durchnummeriert von 0 bis 7. Dieselben
Timeslots in aufeinanderfolgenden Rahmen ergeben einen physikalischen Kanal. Eine
Mobilstation verwendet im Uplink und Downlink dieselben Timeslots. Damit sie nicht
gleichzeitig empfangen und senden muß, werden die TDMA-Rahmen des Uplinks mit
drei Timeslots Verzögerung zum TDMA-Rahmen des Downlinks gesendet. Beim
Verbindungsaufbau wird der zu einem Sprachkanal gehörende Timeslot über
den Signalisierungskanal an die Mobilstation übermittelt. Die Nettodatenrate
eines Timeslots der Luftschnittstelle beträgt im full-rate Verfahren 13 kb/s.
Da die Luftschnittstelle verglichen mit leitungsgebundenen Übertragungswegen
aber sehr fehleranfällig ist (Bitfehlerraten schlechter als 10-3
sind keine Seltenheit), reduziert die aufwendige Fehlersicherung die effektiv
nutzbare Datenrate auf 9,6 kb/s.
Jeweils ein Funkkanal-Paar kann also im Zeitmultiplex-Verfahren für bis zu acht
Sprach- oder Datenverbindungen gleichzeitig genutzt werden. Die Gesamt-Rohdatenrate
auf einem Funkkanal beträgt 270,83 kBit/s, wovon ein erheblicher Teil allerdings
der Fehlererkennung und -korrektur dient.
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HLR
Home
Location
Register
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AC
Authenti-
cation
Center
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VLR
Visitor
Location
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EIR
Equipment
Ident.
Register |
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BTS
Base
Transceiver
Station |
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ISDN |
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MSC
Mobile
Switching
Center |
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BSC
Base
Station
Controller |
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BTS
Base
Transceiver
Station |
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BTS
Base
Transceiver
Station |
Aufbau eines GSM-Funknetzes
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Beim Einschalten des GSM-Telefons wird anhand der Chipkarte
in der AC-Datei geprüft, ob und bei welchem Netzbetreiber das
Gerät registriert ist. In der Gerätedatei EIR können die Daten
z.B. von gestohlenen Telefonen gespeichert werden, damit sie
nicht mehr benutzt werden können. Wenn man den eigenen
Heim-Bereich verläßt, wird eine Kopie der Gerätedaten von der
HLR-Datei des Heim-MSC in die VLR-Datei des neuen regionalen MSC
kopiert. Die Vermittlungszentralen (MSC) sorgen für den
Übergang ins öffentliche ISDN und betreuen jeweils mehrere
Basisstations-Zentralen BSC, von denen wiederum jede mehrere
Basisstationen BTS steuern kann.
Während der Fahrt erfolgt innerhalb weniger Millisekunden ein
automatisches Handover zur nächsten
Basisstation, ohne daß die Verbindung dadurch unterbrochen wird.
Wenn man ins Ausland fährt, kann man sich dank Roaming
in das Netz eines dortigen Providers einbuchen.
Prinzipiell stellt der GSM-Standard die bei ISDN verfügbaren
Dienstmerkmale wie z.B. Makeln (Wechsel zwischen zwei gehaltenen
Gesprächen) zur Verfügung. Bei der Sprachübertragung arbeiten
GSM-Telefone mit einem aufwendigen Kompressions-Verfahren (LPC,
linear predictive coding, lineare Vorhersage-Codierung), um trotz
der im Vergleich zu ISDN relativ geringen Datenrate eine halbwegs
brauchbare Verständlichkeit zu erzielen. (Daß das noch
keineswegs das Ende der Fahnenstange ist, beweist die nochmals
halbierte Datenrate bei den Inmarsat-Phone-Geräten!)
GSM-Datenübertragung
Da ein Teil der Datenbits für Fehlerkorrektur-Zwecke
benötigt wird, um die bei Funkübertragungen unvermeidlichen
Bitfehler auszubügeln, ist die bei der konventionellen
GSM-Technik erreichbare Netto-Datenrate geringer als die
Funk-Bitrate, nämlich 9600 Bit/s.
Seit 1999 ist mit HSCSD -Dienst (High-Speed
Circuit-Switched Data) ein Standard für 14400 Bit/s je Kanal
definiert; durch Zusammenfassen mehrerer Zeitschlitze könnte die
Datenrate sogar (herstellerabhängig) auf bis zu 64 kBit/s
erhöht werden. Allerdings steht HSCSD bisher in keinem deutschen
GSM-Netz zur Verfügung, und es ist abzusehen, daß statt dessen
GPRS realisiert wird.
Am verbreitetsten ist die "herkömmliche"
GSM-Datenübertragung, die einer normalen Modem-Verbindung
entspricht: Sie können mit einem datenfähigen GSM-Gerät ein am
Telefon-Festnetz angeschlossenes Modem anrufen und Daten mit bis
zu 9600 Bit/s austauschen. (Erfahrungsgemäß muß für eine
stabile Übertragung eine bessere Versorgung als für ein
Sprach-Telefonat gewährleistet sein.)
Eine weitere Möglichkeit ist, eine ISDN-Gegenstelle
anzurufen, die auf das V.110-Protokoll
mit 9600 Bit/s eingestellt ist. Dabei entfällt die oft recht
lange Modem-Verbindungsaufbauzeit, und man spart so deutlich
Gebühren. Allerdings beherrschen nicht alle GSM-Adapter den
V.110-Modus. Bei den Endgeräten zur GSM-Datenübertragung gibt es im
wesentlichen folgende Möglichkeiten:
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Mobiltelefon mit Infrarot-Übertragung, im PC ist ein
IRDA-Adapter sowie ein spezieller Treiber erforderlich.
-
Mobiltelefon mit speziellem V.24-Kabel; die
GSM-Rohdaten-Decodierung erfolgt hierbei durch einen
speziellen Windows-Treiber, das Kabel allein nützt also
nichts, und dieses System ist nur unter Windows
benutzbar!
-
Herkömmliches Mobiltelefon mit externem GSM-PCMCIA-Datenadapter
für Laptops.
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Reines Datenmodul (GSM-Transceiver mit V.24-, Antennen-
und 12-V-Anschluß in der Größe einer
Zigarettenpackung), z.B. Siemens-M1.
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In PCMCIA-Karte eingebauter GSM-Transceiver, z.B. von
Motorola.
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