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Testen der Verkabelung mit komerziellen KabeltesternDie meisten Netzverkabelungen setzen mittlerweile auf einer einheitlichen physischen Infrastruktur auf die bestimmten Anforderungen genügen muß.Die international wichtigsten Normen für Netzwerkverkabelungen sind: TIA 56813, ISO/IEC 11801 und DIN/EN 50173. Die Normen unterscheiden verschiedene Leistungsklassen der Netzwerkverkabelung: die TIA, die bekannten Kategorien Cat 3,Cat 5, Cat 5E, Cat 6 und Cat 7, und die ISO/IEC und EN die Klassen C, D, E und F.Die höheren Leistungsklassen (Cat 6, Klassen E und F) existieren bislang nur im Entwurf.Die Normen definieren verschiedene Verbindungsarten, englisch "Link".Die Basc Link Definition schließt die Messkabel mit ein. Inzwischen wird aber normkonform nur noch nach Permanent Link oder Channel gemessen. Bei der Permanent-Link-Messung (PL) darf der Einfluss der Messkabel nicht in die Messwerte eingehen. Damit belegt der Installateur seinem Auftraggeber die Funktion genau der Strecke, die er installiert hat, üblicherweise das fest verlegte Kabel inklusive der Dosen an beiden Enden. Die dritte Link-Definition, der Channel, schließt die Patchkabel mit ein, mit der die Endgeräte an die fest installierte Strecke angeschlossen werden. Bei dieser Messung wird der gesamte Übertragungsweg, über den die Netzkommunikation läuft, erfasst. Nicht in den Messwerten niederschlagen dürfen sich nach der normgemäßen Channel-Definition dieAnteile der letzten Steckverbinder, mit denen die Patchkabel an die Messgeräte angeschlossen werden. Ein automatischer Test an einer Netzverkabelungs-Strecke schließt nach Norm die folgenden Messungen und Prüfungen ein: - Verdrahtungsplan (Wiremap): Überprüft werden alle vier Aderpaare und
Schirme auf Durchgang, Schluss und Vertauschung, wobei der Fehler "Split"
besonders tückisch ist:
- Laufzeit, Laufzeitunterschied und Längen (Delay, Delay Skew und Length):
Das Messgerät ermittelt die Signallaufzeiten auf allen Aderpaaren. Aus der
Laufzeit errechnet der Kabelscanner unter Verwendung des NVP-Werts
die Kabellänge. Auf Grund der unterschiedlichen Verdrillung sind die Laufzeiten
auf den vier Aderpaaren leicht unterschiedlich. Damit Übertragungen, die Daten
parallel über mehrere Aderpaare versenden, zuverlässig funktionieren, muß
gewährleistet sein, daß die parallel gesendeten Daten auch gleichzeitig
ankommen.
- Gleichstrom-Schleifenwiderstand (DC Loop Resistance): Den
Gleichstrom-Schleifenwiderstand sollte man nicht mit der Kabelimpedanz
(komplexe Kabeleigenschaft) verwechseln, deren Ermittlung im Rahmen einer
normalen Abnahmemessung einer installierten LAN-Verkabelung von keiner
aktuellen Norm verlangt wird.
- Dämpfung bzw. Einfügedämpfung (Attenuation / Insertion Loss): Es wird die
Dämpfung im Frequenzbereich der zu Grunde gelegten Norm für jedes Aderpaar
erfasst und bewertet.
- Nahnebensprechen (Near End Crosstalk, NEXT): Da dieser Effekt frequenzabhängig
ist, wobbelt der Tester alle Frequenzen durch (daher der Name Cable-Scanner,
Wobbel-Messtechnik), die die Norm für die betreffende Kategorie bzw. Klasse fordert,
für Cat 6/Klasse E also von 1,0 bis 250 MHz. Im NEXT-Test sendet das Messgerät jeweils
auf einem Paar ein Signal und misst, wie viel davon in die verschiedenen benachbarten
Paare eingekoppelt wird. Bei einem 4-Paar-Kabel ergeben sich so sechs Aderpaar-Kombinationen,
nämlich 12-36, 12-45, 12-78, 36-45, 36-78 und 45-78, Entsprechend ergeben sich sechs
Frequenzgangkurven. Da das NEXT von beiden Seiten der Leitung gemessen werden muß,
erhält man insgesamt 12 Kurven.
Starkes Übersprechen (niedriger Zahlenwert!) ist eine der häufigsten Ausfallursachen
bei Abnahmemessungen. Gute Kabelscanner zeigen das NEXT im Abstand vom Messpunkt so,
daß man Aufschluß darüber erhält, wie viel NEXT an den Steckverbindungen oder auf
der eigentlichen Kabelstrecke auftritt.
- Attenuation to Crosstalk Ratio, ACR: Dies ist die Differenz von Dämpfung und
NEXT und gibt Auskunft über den Störabstand zwischen dem (gedämpften) Nutzsignal und
dem Störsignal NEXT. Der ACR wird nicht direkt gemessen, sondern auf Grundlage der
gemessenen Dämpfungs- und NEXT-Werte vom Tester errechnet.
- Rückflussdämpfung (Return Loss, RL): Impedanzvariationen entlang der Verbindung
führen zu Signalreflexionen, die einerseits das zum anderen Ende gelangende Signal
schwächen (Anteile die reflektiert werden dringen nicht bis zur anderen Seite durch),
andererseits aber auch vom anderen Ende ankommende, entsprechend gedämpfte Signale stören
könnten. Speziell die Steckverbindungen sind, ähnlich wie beim NEXT, für RL kritisch.
Allerdings können auch schlechte oder bei der Installation beschädigte Kabel
RL-Probleme verursachen. Ein häufig unterschätztes Problem sind außerdem
Impedanzsprünge zwischen Installations- und Patchkabel. Auch RL wird von beiden Seiten
gemessen und in dB angegeben. Je größer der Zahlenwert, umso besser.
Ausnahmeregel: Liegt die Dämpfung der gemessenen Strecke unter 3dB, wird das RL nicht
bewertet, sondern nur informativ angegeben. Bei kurzen Strecken "sieht" der
Kabelscanner nämlich nicht nur die Reflexion vom Anfang der Strecke, sondern teilweise
auch vom anderen Ende (auf längeren Kabeln wird das vom fernen Ende reflektierte Signal
auf dem Rückweg zum Scanner so stark gedämpft, daß es keine nennenswerte Rolle mehr
spielt). Diese dann fast doppelt so starken Reflexionen können bei Messgeräten, die
diese normgemäße Ausnahmeregel nicht berücksichtigen, zu Fehlbewertungen führen.
- FEXT/ELFEXT (Far End CrossTalk/Equal Level Far End CrossTalk): Hierbei wird,
im Gegensatz zu NEXT, das Übersprechen von einem Aderpaar auf die anderen
am fernen Ende gemessen.
Da für den Signalempfang natürlich der Störabstand entscheidend ist und das Signal
am anderen Ende gedämpft ankommt, bezieht man den gemessenen FEXT-Wert nicht auf das
Sendesignal in seiner Originalstärke, sondern auf den Empfangspegel. ELFEXT
ist also ein errechneter Wert, der aus der Subtraktion der Dämpfung vom gemessenen
FEXT entsteht und in dB angegeben wird. Anders als NEXT kann FEXT richtungsabhängig
sein, darum gibt es für jedes Ende der gemessenen Verbindung 12 Messwerte
(Paarkombinationen), insgesamt also 24.
- Power Sum NEXT, ACR und ELFEXT (PSNEXT, PSACR, PSELFEXT): Bei
Gigabit-Ethernet-Übertragungen über Klasse D Verkabelungen wird auf allen vier
Aderpaaren gleichzeitig in beide Richtungen gesendet und empfangen.
Das aufjedem einzelnen Paar empfangene Signal kann also von den
Signalen gestört werden, die gleichzeitig auf drei anderen Paaren übertragen werden.
Das heißt, die Störungen, die von den drei anderen Paaren im Kabel verursacht
werden, addieren sich. Genauso werden auch die Power-Sum-Werte pro Paar durch Addition
der auf jedes Paar einwirkenden Störgrößen ermittelt. Es handelt sich also
nicht um Messungen, sondern um eine rechnerische Auswertung der zuvor mit den Messungen
von Dämpfung, NEXT und ELFEXT ermittelten Werte.
Ein genereller Problempunkt bei Messungen von Cat 6/Klasse E-Verkabelungen ist die
elektrische Kompatibilität von Stecker und Buchse. Natürlich paßt jeder RJ-45-Stecker
mechanisch in jede RJ-45 Dose, aber harmonieren Stecker und Dose auch elektrisch?
Die Hersteller müssen spezielle Maßnahmen ergreifen, um die für Cat 6/Klasse E
festgelegten Grenzwerte der Steckverbinder zu garantieren. Meist sind das kleine
Leiterplatten mit Kondensatoren, die durch geeignete Verschaltung das in der gesteckten
Verbindung (RJ-45 Stecker in Dose eingesteckt) entstandene Übersprechen kompensieren.
Der Kompensationsschaltkreis kann dabei in Stecker oder Dose eingebaut sein. Wichtig
für die Übertragungseigenschaften ist nur das hochfrequenztechnische Gesamtergebnis
von Dose und Stecker.
Die Erfüllung der Cat 6/Klasse E-Leistungsdaten von Steckern und Dosen verschiedener
Hersteller miteinander ist nicht garantiert. Das betrifft leider auch die Stecker an
den Permanent-Link-Adaptern der Kabeltester!
Für den Installateur bringt eine Channel-Messung Vorteile. Bei Messungen nach
Permanent Link werden ja die Permanent-Link-Adapter für jede Strecke einmal
ein- und ausgesteckt. Die Stecker unterliegen also ständigem Verschleiß.
Da sie Teil des Messaufbaus sind, kann man die Stecker an den Permanent-Link-Adaptern
nicht einfach ersetzen, denn damit verändern sich die elektrischen Eigenschaften des
Messaufbaus, was zu Verfälschungen der Messwerte führt. Der Permanent-Link-Adapter
ist also ein Verschleißteil, das normalerweise nach einigen tausend Messungen ersetzt
werden muß.
Im Gegensatz dazu werden Messungen mit dem Channel-Adapter und einem Patchkabel
durchgeführt. Das zum Zertifizieren verwendete Patchkabel kann dabei am Channel-Adapter
eingesteckt bleiben, hier gibt es also kaum Verschleiß am Adapter.
Nur der Stecker am anderen Ende des Patchkabels verschleißt, so daß nur dieses Kabel
ersetzt werden muß.
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