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ISDN-Protokolle
Für die Datenübertragung gibt es im ISDN Standards, die
von allen üblichen PC-ISDN-Adaptern unterstützt werden.
Die UK0-Schnittstelle
Die Schnittstelle zur Kopplung des NT und LT ist international nicht
genormt. In Deutschland wird hier die UK0-Schnittstelle eingesetzt.
Sie verwendet die vorhandenen Kupferdoppeladern (siehe oben) und die
Übertragungsgeschwindigkeit beträgt 160 Kbps je Richtung.
Für die Richtungstrennung wird das sogenannte Echokompensationsverfahren
und eine Gabelschaltung verwendet. Durch die Gabelschaltung und den
Übertragungsweg kommt es aber zu Reflexionen, die durch die Echokompensation
wieder ausgefiltert werden müssen.
Echokompensation
Als Leitungscode auf der Anschlussleitung wird in Deutschland beim
ISDN-Basisanschluss der 4B/3T-Code, auch MMS43-Code genannt, verwendet
(MMS = Modified Monitored Sum). Es werden jeweils 4 Bits des digitalen
Datenstromes zu drei Schritten (3 Baud) des ternären Leitungssignals
zusammengefasst. Daraus ergibt sich auf der Anschlussleitung eine
Schrittgeschwindigkeit von 3/4 * 160 kbit/s = 120 kBaud
Durch das Umsetzen von 4 Binärzeichen B in drei Ternärzeichen
T wird die gewünschte Datenkompression erzielt. Das heißt,
mit einem Übertragungsschritt werden drei mögliche Signalzustände
übertragen. Für die Bildung von 4-Bit-Wörtern stehen 24
= 16 Kombinationen zur Verfügung, denen Kombinationen aus drei
Signalzuständen, 33 = 27 Möglichkeiten, zugeordnet
werden. Beim 4B3T-Code werden die für die Darstellung des 4-Bit-Wortes
benötigten drei Signalzustände so gewählt, dass eine Aneinanderreihung
oder Häufung von gleichen Zuständen bei der Codierung verhindert
wird. Die Forderung nach einem möglichst ausgeglichenen Ternärwort
wird damit erfüllt. Die Zuordnung und Gleichstromfreiheit wird durch
vier Codetabellen S1 bis S4 erreicht, die in Abhängigkeit von der
letzten ternären Nachricht (Wortsumme) für die Bildung bzw.
Codierung des nächstfolgenden binären Wortes verwendet werden
(Tabelle). Als erstes Signal geht das am weitesten links stehende Symbol
des ternären Signals auf die Leitung. Das nächstfolgende Alphabet
wird in einer Tabelle hinter dem jeweiligen Ternärwort angezeigt. Weil
die Zahl der möglichen ternären Signale (27) größer
ist als die 16 möglichen Kombinationen der 4-Bit-Wörter, bestehen
im Ternärcodealphabet(S1 bis S4) durch den jeweiligen Folgestatus
weitere Auswahlmöglichkeiten für die Zuordnung.
Beispiele:
Das 4-Bit-Wort 0010 wird nach Alphabet S1 als + - 0 codiert.
Diese Zeichenfolge ist ausgeglichen. Das heißt, sollte ein neues
4-Bit-Wortcodiert werden, kann die Codierung im gleichen Alphabet S1
(FS = Folgestatus = 1) erfolgen.
Das 4-Bit-Wort 1100 wird nach Alphabet S1 als + + + codiert.
Der Codierstatus wechselt in diesem Fall in das Alphabet S4 (Folgestatus = 4).
Die laufende Summierung der ternären Wortinhalte (RDS = Running Digital Sum)
wird zur Fehlererkennung ständig im jeweiligen
Decoder des Empfängerkreises berechnet und somit überwacht.
Für dieÜbertragung wird ein Ternärsignal als Einzelimpuls
mit einer Amplitudevon +2V oder -2V auf die Leitung gegeben. Durch
das Zuordnen des Signalzustandes 0 zum Spannungswert 0 Volt sind alle drei
Signalzustände übertragbar:
+2V: Signalzustand +
0V: Signalzustand 0
-2V: Signalzustand -
Die besonderen Vorteile des 4B3T-Leitungscodes sind:
- Verringerung des Anteils niedriger Frequenzen
- Bessere Erkennung von Codeverletzungen
- Verringerung der Schrittgeschwindigkeit
- Sichere Übertragung auch bei Entfernungen bis zu 8 km
ohneZwischenverstärker.
Der beschriebene 4B3T-Code wird nur in Deutschland und Belgien verwendet.
Die anderen europäischen Nachrichtenverwaltungen benutzen für
ihre ISDN-Teilnehmeranschlüsse den 2B1Q-Leitungscode (Tabelle). Bei
diesem Code werden jeweils zwei Bit des binären Datenstromes in ein
Quartärzeichen Q (vier) umgewandelt. Die Übertragungsgeschwindigkeit
wird mit diesem Vier-Schritt-Code von 160 kbit/s auf 80 kBaud herabgesetzt.
Damit wird die gewünschte Datenkompression erreicht. Die unterschiedlichen
Codes verdeutlichen, dass die UK0-Schnittstelle international
nicht einheitlich standardisiert ist. In der folgenden Abbildung ist der Signalverlauf
beider Codes dargestellt.
Das digitale Signal eines ISDN-Basisanschlusses beinhaltet die Daten
derB-Kanäle (B1 und B2) sowie die Daten des Steuerkanals (D-Kanal).
Für die Übertragung werden diese Daten zu Frames zusammengestellt,
die je nach Übertragungsrichtung unterschiedlich aufgebaut sind.
Jeder Frame hat eine Länge von 1 ms und setzt sich aus 120 Ternärschritten
zusammen. Diese werden für die Darstellung und Übertragung folgender
Werte genutzt:
- Vier Blöcke mit jeweils 27 ternären Schritten für die Daten der
B-Kanäle und des D-Kanals.
- Synchronwort mit 11 ternären Schritten für die
Synchronisation zwischen LT und NT.
- Meldewort mit einem ternären Schritt für die Signalisierung
zwischen DIV und NT.
Die S0-Schnittstelle
Die S0-Schnittstelle und der CAPI-Standard umfassen
dabei die Schichten 1 bis 3 des OSI-Referenzmodells.
- Die B1-Schicht sorgt für die physische, ungesicherte Übertragung von
Sprache oder Daten:
- Bit-transparent: Sprach- oder sonstige Daten für analoge
Gegenstellen werden ohne Paketierung (Framing) als konstanter Datenstrom
übertragen.
- V.110: Durch gezieltes Einfügen von Füllbits künstlich
verlangsamte Datenübertragung, z. B. zur Geschwindigkeits-Reduktion.
Auf dem S0-Bus wird ein modifizierter AMI-Code verwendet.
Dieser Code ermöglicht es, beliebige Bitfolgen zu übertragen, ohne daß
Gleichstromanteile entstehen. Die Bitdauer beträgt 5,21 Mikrosekunden (+/- 20%).
Der Spannungspegel alterniert zwischen +/- 750 mV (+/- 10%).
Im Unterschied zum AMI-Code, bei dem der 1-Zustand des
binären Signals zwischen +1 und -1 alterniert und dadurch gleichstromfrei
ist, wird beim modifizierten AMI-Code (pseudoternärer Code) eine
binäre 1 als "kein Leitungssignal", also stromlos oder potentialfrei,
und binäre Nullen abwechselnd als positive oder negative (+1 oder -1)
Leitungssignale dargestellt. Im Ruhezustand werden die Taktflanken zur Synchronisierung
genutzt. Der Begriff "pseudoternär" drückt aus, daß bei drei
möglichen Zuständen +1, 0 und -1 die Zustände +1 und -1
den gleichen logischen Zustand (binär 0) mit wechselnder Polarität
übertragen. Dabei gilt:
- binär 1 = 0 Volt
- binär 0 = +750 mV oder -750 mV
Die Übertragung der Daten auf der S0-Schnittstelle
erfolgt vierdrähtig über symmetrische Adernpaare mit einer Geschwindigkeit
von 192 kbit/s in beide Richtungen und ebenfalls in beide Richtungen
(TE-NT und NT-TE) werden die zu übertragenden Bits in Gruppen zu
48 Bit in einem Rahmen von 250 Mikrosekunden zusammengefasst. In den Gruppen
sind Informationen für die beiden B-Kanäle, den D-Kanal und weitere
Bits für die Aktivierung der S0-Funktionen enthalten.
Diese Schicht sorgt für die physikalische, noch ungesicherte Übertragung
von Sprache oder Daten.
Die Übertragung erfolgt in einer Rahmenstruktur, die sich aus einem 48-Bit-Rahmen von
4000 Frames zusammensetzt. Die prinzipielle Zusammensetzung des Rahmens kann im folgenden
Bild erkannt werden.
Die einzelnen Bits bedeuten:
- B1 und B2:
Nutzbits der beiden B-Kanäle. Sie sind im Rahmen verschachtelt
undübertragen die Nutznachrichten als digitale Werte zum NT bzw.
zum Endgerät.Im Rahmen sind jeweils 16 B1-Bits und 16 B2-Bits enthalten.
Kanalbitrate: 16 * 4 * 1000/s = 64000 bit/s.
- D:
Bits des D-Kanals. Die D-Bits übertragen die Steuerinhalte des
D-Kanal-Protokolls zwischen Endgerät und NT bzw. weiter zur DIV und
umgekehrt. Das D-Bit ist im Rahmen insgesamt viermal enthalten. Somit
ergibt sich eine Bitrate von 4 * 4 * 1000/s = 16000 bit/s.
- F:
Rahmenerkennungsbit. Das F-Bit ist das Synchronisierbit für den
Rahmenanfang.Der Signalwert beträgt immer 750 mV.
- L:
Paritätsbit. Mit den L-Bits werden alle Bits nach dem letzten
L-Bit auf eine gerade Parität gebracht. Sie werden somit
gleichspannungsmäßig ausgeglichen. Deshalb wird das L-Bit
auch als Gleichspannungsausgleichsbit bezeichnet.
- E:
Echobit. Mit diesem Bit wird der Zugriff der Endgeräte auf den
D-Kanal gesteuert. Das E-Bit ist das als Echo vom NT an die Endgeräte
des S0-Busses zurückgesandte D-Bit. Das sendende Endgerät erkennt
am E-Bit die fehlerfreie Übertragung; die nicht sendenden Endgeräte
erkennen, ob der abgehende D-Kanal genutzt werden kann.
- A:
Anzeigebit. Mit diesem Bit zeigt der NT den Synchronisierzustand an.
- >FA:
Zusätzliches Rahmenkennungsbit. Ist auf den Wert 0 gesetzt.
- N:
Freies Anwendungserkennungsbit. Ist auf den Wert 1 gesetzt.
- S1 und S2:
Freie Bits für künftige Anwendungen. Sind auf 0 gesetzt.
Der D-Kanal ist am S0-Bus nur einmal vorhanden. Haben zwei
Geräte gleichzeitig Signalisierungsbedarf muß der Zugriff auf
den Kanal geregelt werden. Alle Endgeräte sind auf den S0-Bus
synchronisiert. Erfolgt der Zugriff von zwei Endgeräten wird das
gleiche Bit beeinflußt. Dabei setzen sich die Endgeräte durch, die
eine logische 0 senden. Jede Endeinrichtung überprüft während
des Sendens, ob das gesendete Bit verfälscht wurde. Dies geschieht
durch Vergleich, mit dem E-Bit im Rahmen, der vom NT empfangen wird.
Im Ruhezustand ist dieses Bit 1.
Vor dem Senden muß jedes Endgerät prüfen ob der Bus
frei ist. Dazu muß es eine feste Anzahl von 1-Bits im D-Kanal lesen. Die
Anzahl legt die Zugriffspriorität fest. Fernsprecheinrichtungen müssen
mindestens 8 aufeinader folgende 1-Bits lesen. Dateneinrichtungen müssen
mindestens 10 1-Bits erkennen.
Wurde der D-Kanal als frei erkannt, beginnt die Endeinrichtung mit
dem Senden. Dabei ließt sie jedes Bit im E-Bit mit. Beginnen zwei Einrichtungen
gleichzeitig mit dem Senden, wird dies solange nicht festgestellt, solange
beide eine 0 senden. Stellt eine Einrichtung nach dem Senden einer 1
die Verfälschung fest, stellt sie sofort den Sendevorgang ein und wartet
wieder, bis der D-Kanal frei ist.
Die Endeinrichtung, die ihre Informationen erfolgreich zur
Vermittlungsstelle übertragen hat, erniedrigt ihre Priorität, indem sie
die Anzahl der abzuwartenden 1-Bits erhöht.
- Die darüberliegende B2-Schicht sorgt (außer bei bit-transparenter
Übertragung) für die Korrektheit der Daten durch automatische Blockwiederholungen
im Fehlerfall. Hier gibt es folgende Möglichkeiten:
- X.75 (CCITT-Standard): Gesichertes B2-Protokoll, meist mit 2 KByte
Paketlänge, optional mit V.42bis-Datenkompression.
- HDLC (High-Performance Data Link Control): Von Internet-Providern
für PPP-Zugänge (Point-to-Point Protocol) benutztes B2-Protokoll, meist mit 512
Byte Paketlänge.
- V.120: Anpassung an asynchrone Daten mit Flusskontrolle für
Verbindungen zwischen Endgeräten unterschiedlicher Geschwindigkeit.
- Bit-transparent: Sprache oder sonstige Analogdaten im B-Kanal als
Puls-Code-Modulation, ungesicherte Übertragung.
Standardeinstellung ist meist das HDLC-Protokoll. Die Schicht 2 baut (außer bei
bittransparenter Übertragung) wieder eine Rahmenstruktur auf, in der die Oktetts
2 und 3 die verschiedenen Aufgaben wie Adressierung (Dienste), Gruppen (TEI = Terminal
Endpoint Identifier). Außerdem wird hier die Flusskontrolle durchgeführt.
- Die B3-Schicht ist die Vermittlungsschicht. Ihre Aufgabe ist die Übergabe/Übernahme
vermittlungstechnischer Informationen. Sie ist für den Verbindungsauf- und -abbau
zuständig. Das Anfordern von Dienstmerkmalen wird ebenfalls über die Schicht 3 erledigt.
In dieser Schicht werden ebenfalls die Nachrichten von der Gegenstelle quittiert
(Acknowledge). Sie besitzt ebenfalls einen Rahmen aus maximal 260 Oktetten und ist in
Schicht 2 eingebettet. Für die B3-Schicht bieten die Treiber von ISDN-Adaptern
gewöhnlich folgende Verfahren an:
- Transparent: Meistbenutztes Verfahren zur Datenübertragung, wenn
eine Applikation den ISDN-Kanal exklusiv benutzt, da die Fehlerfreiheit ja
bereits von der B2-Schicht gewährleistet wird.
- T.70, T.90: Mit zusätzlichen Steuer-Bytes am Paketanfang ist eine
Zuordnung der Pakete zu unterschiedlichen Applikationen möglich.
- ISO 8208: Wird für den sogenannten Euro-Filetransfer benutzt;
entsprechende Dateitransfer-Software wird mit den meisten ISDN-Karten mitgeliefert.
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