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Etwas ISDN-Technik
Im Unterschied zum analogen Telefon haben wir es bei ISDN mit rein digitaler Kommunikation zu tun und damit auch andere Anforderungen an Leitungen und Verlegung. Beim ISDN-Basisanschluß stehen zwei parallel nutzbare B-Kanäle mit einer Übertragungsrate von je 64000 BPS (Bits pro Sekunde) zur Verfügung. Für Steuer- und Verwaltungszwecke gibt es einen weiteren D-Kanal mit 16000 BPS, der jedoch nicht frei verfügbar ist. Diese Teilnehmerschnittstelle S0 ist genormt. Es lassen sich entweder eine ISDN-Telefonanlage (Anlagenanschluß) oder bis zu acht verschiedene Endgeräte (Mehrgeräteanschluß), darunter auch eine Telefonanlage, anschließen. Der Mehrgeräteanschluß wird also die Regel sein. Für höhere Ansprüche gibt es den ISDN-Primärmultiplexanschluß mit bis zu 32 B-Kanälen, der aber nicht in diesem Artikel behandelt wird. Die Anschlußleitung von der Ortsvermittlung erfolgt über einen Netzabschluß, den Network-Terminator (NT,
UK0-Schnittstelle). Auf diese Weise lassen sich bestehende 2-Draht-Anschlußleitungen auf ISDN umrüsten. Teilnehmerseitig gibt es einen passiven 4-Draht-Bus, die S0-Schnittstelle. An den Bus lassen sich maximal 12 Steckdosen mit RJ-45-Stecker anschließen, wobei nur acht Geräte gleichzeitig betrieben werden können. Die maximale Länge des Busses beträgt je nach Kabel zwischen 120 und 180 m. Bei Verlängerung mit geeignetem Kabelmaterial und unter Beachtung einiger Enschränkungen darf der Bus auch länger werden.
ISDN-Basisanschluß für maximal acht Endgeräte
Der Netzabschluß (NT) ist bei ISDN keine einfache Dose wie beim analogen Telefon. Als erstes fällt einem die
Stromversorgung vom 230-V-Netz auf, denn ohne zusätzliche Stromversorgung ist nur eine eingeschränkte
Nutzung möglich. Bei Stromausfall versorgt der NT nur ein einziges Telefon oder eine Telefonanlage und sich
selbst aus der UK0-Leitung von der Vermittlungsstelle aus. Beim NT für den Basisanschluß
(NTBA) läßt sich die elektrische Beschaltung am einfachsten durchschauen. Auf der Netzseite (Telekom)
haben wir die zweiadrige Schnittstelle UK0. Auf der Benutzerseite steht der vieradrige S0-Bus
zur Verfügung, der auch die Übergabestelle zum Telekom-Kunden darstellt. Zwischen beiden Schnittstellen
wird das Signal umgesetzt, und zugleich werden über den S0-Bus die angeschlossenen Geräte
eingeschränkt mit Strom versorgt. Dies geschieht über eine sogenannte "Phantomspeisung". Die
Gleichspannung der Stromversorgung im NTBA wird auf der Mittelanzapfung der Übertrager eingspeist und
auf die gleiche Art und Weise am Endgerät wieder abgenommen. Durch die Symmetrie der Übertrager
und die Aufteilung auf zwei Leiter (durch die jeweils der halbe Strom fließt) kann der Gleichstromanteil
das Signal nicht beeinflussen, da die Wirkung sich in beiden Teilwicklungen des Übertragers aufhebt.
Funktionsschaltung des ISDN-Network-Terminators
Speisekonzept am ISDN-Basisanschluss
Die Speisung der ISDN-Telefone und einiger ISDN-Datenadapter ohne
eigene Stromversorgung erfolgt über die Adern der S0-Schnittstelle
mit einer Spannung von zirka 40 V (Toleranz: +5%, –15%). Im Normalfall (lokale
Stromversorgung ist am NTBA aktiv) kann die Busspeisung mit maximal 4,5 W
belastet werden. Fallt die Stromversorgung am NTBA aus, liefert die Vermittlungsstelle
den erforderlichen Betriebsstrom. Dabei muß allerdings berucksichtigt werden,
daß die Vermittlungsstelle nur noch rund 1/10 der Leistung zur Verfugung stellen
kann, wie sie im Normalbetrieb vom NTBA uber das interne Netzteil nutzbar ist.
Wird die Größe der Anschlussbereiche betrachtet, wird schnell deutlich,
welche Energien von den Vermittlungssystemen geliefert werden müßten, wenn
alle daran angeschlossenen ISDN-Anschlüsse zentral gespeist würden.
Ein weiterer Grund fur das dezentrale Speisekonzept für den Normalbetrieb
sind die Widerstande der Kupferadern. Im Notbetrieb ist der Anschluss daher
nur mit 0,4 W belastbar.
Damit den Endgeräten über den S0-Bus der erforderliche Betriebsstrom
angeboten wird, muß dieser in die Signaladern eingekoppelt werden.
Natürlich ist darauf zu achten, daß weder die Signaladern über die Speisung
kurzgeschlossen noch die Sende- und Empfangsbaugruppen beschädigt
werden. Es kommen daher klassische Hochfrequenzübertrager
mit Mittenanzapfungen zum Einsatz. An der S0-Schnittstelle, also
auf der Seite des NTBA, an der die Endgeräte angeschlossen werden, kommen für
jede Signalsenderichtung zwei solche übertrager zum Einsatz. Die Primärseite
(aus der Sicht der Vermittlungsstelle) wird direkt an den Ausgang des
S0-Schnittstellenbausteins angeschlossen. Auf der Sekundärseite ist
eine Mittenanzapfung zu finden, die an ein Potential des internen Netzteils
beziehungsweise des DC-DC-Wandlers geführt wird. Weil die Windungsverhältnisse
aus der Sicht der Mittenanzapfung der Sekundärwicklung symmetrisch sind, ist jede
Ader eines Signalpaares mit dem gleichen Gleichspannungspotenzial
belegt. Obwohl ein Anschluss an die Busspeisung vorgenommen wurde,
ist zwischen den Signaladern eines Stranges also keine Spannung messbar.
Das zweite Potential, das für die Speisung der Endgeräte nötig ist, wird
in gleicher Weise in das zweite Adernpaar eingekoppelt. Die Speisespannung
ist also nur zwischen Adern unterschiedlicher Senderichtungen messbar.
Dies erklärt auch, warum die Abschlusswiderstände, die lediglich zwischen
Adern eines Stranges geschaltet werden, die Speisung nicht belasten.
Diese Speisung über den S0-Bus wird als Phantomspeisung bezeichnet.
Auch auf der Seite der UK0-Schnittstelle befindet sich ein übertrager.
Die Sekundärseite ist mit einer durchgängigen Wicklung realisiert. Die
Primär-Wicklung wird in der Mitte getrennt und die beiden Wicklungen über einen
Kondensator miteinander verbunden. Für den Wechselstrom ist durch diesen Kondensator
keine Unterbrechung der Primärwicklung gegeben. Anders sieht dies beim Speise-Gleichstrom
für den Notbetrieb aus, der von der Vermittlungsstelle über die Adern
der UK0-Schnittstelle geliefert wird. Die Speisespannung fällt
am Kondensator in maximaler Höhe (abzüglich Leitungsverluste) ab
und kann dem DC-DC-Wandler im NTBA zugeführt werden. Die besondere
Form des U-übertragers ermöglicht damit eine ebenso einfache wie
effektive Trennung von Signal- und Speisestrom. Die Gleichstromfreiheit
der Signalströme bleibt erhalten.
Funktionsschaltung des ISDN-Network-Terminators
An einem ISDN-Basisanschluß in Mehrgerätekonfiguration muß mindestens eines der
angeschlossenen Telefone in der Lage sein, einen lokalen Stromausfall zu
erkennen und automatisch in den Notbetrieb umzuschalten. Dazu müssen
zwei Voraussetzungen gegeben sein:
- Es muß unterbrechungsfrei eine Notstromversorgung zur Verfügung stehen,
- es muß eine Information über den Status der Anschluss-Speisung geliefert werden.
Beide Anforderungen werden dadurch erfüllt, daß die Notspeisespannung mit
umgekehrter Polarität in die Leitungen der -Schnittstelle eingespeist wird.
Die Umschaltung der Speisequellen erfolgt im NTBA. An Stelle des internen Netzteils
erfolgt die Speisung beim Ausfall der lokalen Stromversorgung nun über einen
DC-DC-Wandler, der die zulässigen Spannungspotentiale am Bus liefert.
Dieser Wandler ist notwendig, notwendig, weil auf der UK0-Schnittstelle
bis zu 96 V (bei großen Anschlusslängen) liegen können (Kompensation von
Leitungswiderständen). In den Endgeräten sind wiederum ähnliche übertrager mit
Mittelanzapfungen zu finden, wie sie am NTBA eingesetzt werden. Die Anzapfung erfolgt
aus der Sicht des NTBA auf der Primärseite. Die ausgekoppelte Speisespannung wird
über Diodenschaltungen dem Endgerät zur Verfügung gestellt. Wegen der symmetrischen
Gestaltung der beiden Primär-Teilwicklungen gibt es keine nennenswerten
Signalspannungsverluste. Die Art der Diodenschaltung bestimmt den möglichen Betriebsmodus
des Endgeräts.
- Werden ausschließlich Sperrdioden eingesetzt, die nur dann eine Speisung
des Endgeräts erlauben, wenn die Spannung eine bestimmte Polarität hat (Normalzustand),
dann wird das Telefon im Notbetrieb nicht funktionieren.
- Damit das Gerät auch bei Ausfall der lokalen Stromversorgung funktioniert, muß eine
Brückenschaltung realisiert werden. Damit wird unabhängig von der Polarität der Spannung
am Eingang sichergestellt, daß das Endgerät stets mit der korrekten Spannung in der
richtigen Polarität versorgt wird. Zusätzlich muß die Polarität für die Einschränkung
der energieintensiven Funktionen ausgewertet werden.
- Es können auch Endgeräte mit einer eigenen Stromversorgung
angeschlossen werden. Diese benötigen an der S0-Anschluß-Schnittstelle
keine übertrager mit einer Mittenanzapfung und arbeiten unabhängig vom Betriebsmodus
des Anschlusses stets mit uneingeschränkten Funktionen (sofern der Stromausfall nicht
auch die lokale Versorgung des Endgeräts betrifft).
Die Datenübertragung muß wegen der verwendeten Übertrager gleichstromfrei
sein. Es wird daher ein ternärer Code, ähnlich dem AMI-Code, verwendet.
Zwischen NT und Vermittlung (UK0) wird eine spezielle
Codierung verwendet (MMS43), die jeweils vier aufeinanderfolgende
Bits in drei ternären Signalzuständen codiert, wobei zusätzlich
aus vier Codealphabeten ausgewählt wird, um das Signal über die
Zeit gesehen gleichstromfrei zu halten (die Leitungsverstärker
können das Signal als Wechselspannung betrachten). Auf der UK0-Schnittstelle
wird eine AMI-Variante mit den Pegeln -2 V, 0 V und +2 V eingesetzt.
Merkmale UK0:
- "K" steht für "Kupfer", "0" für "Basisanschluß"
- eine Doppelader als Punkt-zu-Punkt-Verbindung
- Reichweite bis 8 km
- digitale Übertragung mit 4B/3T-Code
Merkmale S0:
- zwei Doppeladern als Bus
- Reichweite ca. 150 m als passiver Bus oder bis zu 100 m als Punkt-zu-Punkt-Verbindung
- digitale Übertragung mit AMI-Code
Je nach Hersteller haben die NTBAs unterschiedliche Bauformen, die oben aufgeführten Anschlüsse
sind aber in jedem Fall vorhanden. Außerdem besitzt der NTBA noch eine grüne Leuchdiode, welche
die generelle Betriebsbereitschaft anzeigt. Dazu gehört auch eine korrekte Verbindung zut Vermittlungsstelle.
Leuchtet sie nicht, liegt der Fehler auf der UK0-Seite des NTBA. Insbesondere beim Wechsel vom
analogen Telefonanschluß zu ISDN wird der alte analoge Anschluß einige Stunden vor dem Aufschalten
der ISDN-Verbindung abgeklemmt. An der Leuchtdiode erkennt man, wann es sich lohnt, das neue Telefon auszuprobieren.
Beim NTBA endet auch die Hoheit der Telekom, alles, was am S0-Bus angeschlossen wird, gehört zur
eigenen Hausinstallation.
Anschlüsse des ISDN-Network-Terminators
Der NTBA muß immer dann ans Stromnetz angeschlossen werden, wenn Endgeräte
auf dem S0-Bus mit Energie versorgt werden müssen. Der NTBA kann aber
auch beim Anschluß ans 230-V-Netz nicht unbegrenzt alle Endgeräte mit Energie
versorgen, deshalb dürfen nur bis zu vier Telefone aus dem Bus versorgt werden.
Weitere Geräte benötigen eine eigene Stromversorgung. Sind alle Geräte
am S0-Bus mit eigener Energieversorgung versehen, braucht der NTBA nicht
an das 230-V-Netz angeschlossen zu werden.
Da es bei der Konzeption der Leitungslängen im Wesentlichen auf die
Synchronisation zwischen Endgeräten und dem NTBA ankommt, spielt auch
die Installationsform eine Rolle. Es sind drei Varianten zu unterscheiden:
- Der direkte Anschluss eines Endgerätes an den NTBA: Bei der
Punkt-zu-Punkt-Installation nur eines Endgerätes oder einer ISDN-Anlage an
den NTBA kann die längste Distanz zwischen beiden Geräten bestehen.
- Beim passiven S0-Bus sehen die Richtlinien eine gesamte
Anschlusskapazität von zwölf Anschlussdosen
vor, wobei an diesen maximal acht Endgeräte (einschließlich
Telefonanlagen) zeitgleich angeschlossen sein dürfen. Der Anschluss von
mehr als acht Endgeräten führt zu Problemen in höheren Protokollebenen.
- Beim erweiterten passiven Bus stellt der NTBA stets ein Ende des Busses
dar, wobei zwischen dem NTBA und dem ersten Endgerät eine vergleichsweise
große Kabelstrecke liegen darf. Die Entfernung zwischen dem ersten
und dem letzten Endgerät am Bus ist allerdings ausgesprochen kurz.
Im Euro-ISDN wird zwischen NTBA und Vermittlung ein Binärcode verwendet, der
zwei Bit des Datenstromes zu einem von vier möglichen Spannungspegeln des
Leitungssignales zusammenfasst. Mehr darüber in den folgenden Abschnitten.
Bei der ISDN-Sprachübertragung erzeugt eine
annähernd logarithmische Codierung (a-Law in Europa, µ-Law in
den USA) aus den von einem 12-Bit-A/D-Umsetzer stammenden Werten
8-Bit-Datenworte. Dadurch wird eine höhere Dynamik als bei
reiner 8-Bit-Codierung erreicht. Bei einem Bittakt von 64 kBit/s
werden 8000 Analogwerte je Sekunde übertragen. Die maximal
übertragbare Sprachfrequenz beträgt somit knapp 4 kHz (nominell
3,5 kHz). Das Verfahren, Sprache oder sonstige Analogdaten wie
etwa herkömmliche Fax- und Modem-Signale digital zu codieren,
nennt man auch PCM (Puls-Code-Modulation).
Die zwei Nutzkanäle mit je 64000 Bit/s in jeder
Richtung nennt man B-Kanäle (Bearer), den 16-kBit/s-Steuerkanal dagegen D-Kanal.
Diese drei Kanäle werden zeitlich verschachtelt Über eine gemeinsame Leitung
übertragen. Die nutzbare Datenrate im B-Kanal beträgt in den USA gewöhnlich
56 kBit/s und in Europa 64000 Bit/s.
Bei der ISDN-Sprachübertragung erzeugt eine annähernd logarithmische Codierung
(A-Law in Europa, µ-Law in den USA) aus den von einem 12-Bit-A/D-Umsetzer
stammenden Werten 8-Bit-Datenworte für den B-Kanal (Wertebereich 0 - 255). Dadurch
wird eine höhere Dynamik als bei reiner 8-Bit-Wandlung erreicht. Bei einem
Bittakt von 64 kBit/s werden 8000 Analogwerte je Sekunde übertragen. Die maximal
übertragbare Sprachfrequenz beträgt somit knapp 4 kHz (nominell 3,5 kHz). Das
Verfahren, Sprache oder sonstige Analogdaten wie etwa herkömmliche Fax- und
Modem-Signale digital zu codieren, nennt man auch PCM (Puls-Code-Modulation).
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